#researcHER: Physikerinnen aus der ganzen Welt haben sich in Würzburg getroffen

Überblick

Frauenpower für die Quantenphysik: Vom 30. Juni bis 2. Juli 2025 wurde der Hubland-Campus der Universität Würzburg zum Treffpunkt für Quantenphysikerinnen aus aller Welt. Zum zweiten Mal hatte das Grete-Hermann-Netzwerk des Exzellenzclusters ct.qmat – Complexity and Topology in Quantum Matter der Universitäten Würzburg und Dresden zu einem Workshop eingeladen. „Unsere Tagung bot Raum für wissenschaftlichen Austausch, auch über die Fachgrenzen der Physik hinweg. Ein solch offener Dialog über Karrierewege und Fördermöglichkeiten führt zu frischen Impulsen und inspirierenden Perspektiven“, betont Prof. Johanna Erdmenger, wissenschaftliche Koordinatorin des Grete-Hermann-Netzwerks.

 

Globaler Wissenstransfer

Der dreitägige Workshop in Würzburg brachte mehr als 30 etablierte Forscherinnen mit jungen Nachwuchswissenschaftlerinnen zusammen. Sie kamen unter anderem aus Belgien, Chile, Deutschland, Frankreich, Indien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, Japan und dem Vereinigten Königreich. Insgesamt standen 24 Vorträge auf dem Programm: So sprach Prof. Andrea Sandoval von der Universidad de Chile über die Auswirkungen von Druck auf die magnetischen Eigenschaften von Ca3Ru2O7 („Strain-enhanced altermagnetism in Ca3Ru2O7“). Erst kürzlich wurde entdeckt, dass Calcium-Ruthenat ein sogenannter Altermagnet ist, dessen magnetische Eigenschaften durch mechanische Verspannung gesteuert werden können.

 

Professorin Ipsita Mandal von der Shiv Nadar University Delhi-NCR in Indien beleuchtete in ihrem Vortrag den Stromtransport in topologischen Metallen („Reflections of topology in magnetoconductivity of nodal-point semimetals“). Dessen Berechnung in Anwesenheit eines Magnetfelds ist ein schwieriges theoretisches Problem. Prof. Mandal erläuterte die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet und verglich ihre Resultate mit experimentellen Daten.

 

ct.qmat-Professorin Ewelina Hankiewicz von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg stellte Supraleitung in topologischen Quantenmaterialien in den Mittelpunkt („Thermal vs. Electric response of superconducting topological materials“). Sie analysierte, welche Umstände das Auftreten sogenannter Majorana-Fermionen ermöglichen. Dies sind besondere Teilchen, die zum Beispiel in Quantencomputern Anwendung finden könnten.

 

Mit topologischen Effekten und Wechselwirkungen in fraktalen Systemen befasste sich Professorin Cristiane Morais-Smith von der Universiteit Utrecht, Niederlande („Topology and interactions in 1.58 dimensions“). Sie zeigte experimentelle und theoretische Resultate, die das Verhalten topologischer Materialien beim Übergang von einer zu zwei Raumdimensionen illustrierten.

 

Gender-Gap in der Physik-Welt

Zwei Vorträge boten wertvolle Einblicke in strukturelle Herausforderungen und stellten konkrete Initiativen zur Förderung von Frauen in der Physik vor – sowohl im asiatisch-pazifischen Raum als auch im europäischen Kontext.

Gender Gap in the World of Physics

 

Professorin Setsuko Tajima von der Universität Osaka berichtete in ihrem Vortrag „Women physicists in Asia-Pacific region“ über die ernste Geschlechterungleichheit in der japanischen Physiklandschaft. Sie informierte über die Ursachen des enormen Gendergaps sowohl vor als auch nach dem Universitätsabschluss und zeigte Lösungsansätze auf. Zudem präsentierte sie die Arbeit der Arbeitsgruppe Women in Physics, einer asiatischen Netzwerkinitiative, die ähnliche Ziele wie das Grete-Hermann-Netzwerk verfolgt.

 

Professorin Martina Erlemann von der Freien Universität Berlin gab in ihrem Vortrag „Gender and diversity in the cultures of physics and their impacts on careers in science“ einen Einblick in die aktuelle Forschung zu Geschlecht und Diversität in der Physik. Dabei rückte sie die Auswirkungen von Arbeitsplatzkulturen auf Nachwuchswissenschaftler:innen in den Fokus. Sie legte dar, wie die sozialen Merkmale – Geschlecht, Herkunft oder sozialer Hintergrund – Karrieren beeinflussen können, obwohl sie im wissenschaftlichen Kontext keine Rolle spielen sollten. Dabei betonte sie besonders das Gefühl der Zugehörigkeit in Arbeitsumfeldern der Physik.

 

In beiden Vorträgen wurde deutlich, dass neben wissenschaftlicher Exzellenz ebenso strukturelle und kulturelle Rahmenbedingungen entscheidend sind für Chancengleichheit in der Physik. Die Präsentationen lieferten wichtige Impulse für internationalen Austausch, gegenseitiges Lernen und die Entwicklung nachhaltiger Fördermaßnahmen.

 

Nachwuchs fördern

Auch für Nachwuchswissenschaftlerinnen eröffnete der gemeinsam von der Universität Würzburg und der Technischen Universität Dresden organisierte Workshop wertvolle Chancen: Sie konnten inspirierende Vorbilder aus der Forschung kennenlernen, Kontakte zu potenziellen Mentorinnen knüpfen und ihre eigenen Arbeiten in Vorträgen oder Postern einem internationalen Fachpublikum vorstellen. Mit dem Nachwuchspreis für das beste Poster wurde Romana Ganser, Masterandin am Physikalischen Institut der Universität Würzburg, ausgezeichnet. Der Titel ihres Posters lautet: „Line-Moiré phases of an epitaxial honeycomb monolayer AgTe/Ag(111)“.

Eine Fortsetzung des intensiven Austauschs ist bereits in Planung.

 

Über das Grete-Hermann-Netzwerk

Benannt nach einer Pionierin der Quantenmechanik, vereint das Netzwerk Forscherinnen auf dem Gebiet der Quantenphysik und der Physik der kondensierten Materie weltweit. Das Grete-Hermann-Netzwerk (GHN) setzt sich für Vielfalt und Chancengleichheit in der Wissenschaft ein. Es macht die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen von Frauen sichtbar und unterstützt Forscherinnen auf ihrem Karriereweg.

 

Das GHN wurde vom Exzellenzcluster ct.qmat – Complexity and Topology in Quantum Matter der Universitäten Würzburg und Dresden ins Leben gerufen und ist eng mit dessen Arbeit verbunden. Wissenschaftliche Koordinatorin ist Physikprofessorin Johanna Erdmenger von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Galerie

Daten & Fakten

17.07.2025

 

Exzellenzcluster ct.qmat

Das Exzellenzcluster ct.qmat – Complexity and Topology in Quantum Matter (Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien) wird seit 2019 gemeinsam von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der TU Dresden getragen. Fast 400 Wissenschaftler:innen aus mehr als 30 Ländern und von vier Kontinenten erforschen topologische Quantenmaterialien, die unter extremen Bedingungen wie ultratiefen Temperaturen, hohem Druck oder starken Magnetfeldern überraschende Phänomene offenbaren. Das Exzellenzcluster wird im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert – als einziges bundeslandübergreifendes Cluster in Deutschland.

 

Fotos

Geballte Frauenpower für die Quantenphysik: Die Teilnehmerinnen des Grete Hermann Workshops 2025 mit dem Organisationsteam.

© Daniel Peter

 

Ansprechpartner:innen für Journalist:innen

Dr. Alina Markova

Verantwortliche für Chancengleichheit

Exzellenzcluster ct.qmat

Tel: +49 351 463 32282

Email: alina.markova@tu-dresden.de

Unsere Webseite verwendet Cookies und Google Analytics um dir das bestmögliche Nutzererlebnis zu garantieren. Mehr Infos erhältst du in unserer Datenschutzerklärung.